Bertjan Pot
Der niederländische Designer Bertjan Pot hatte 2005 im Rahmen des Arco12-Projekts zum ersten Mal mit Arco Kontakt. Zum 100-jährigen Bestehen lud Arco zwölf junge niederländische Designer ein, um mit eigenen Entwürfen auf die Kollektion und das Unternehmen zu reagieren. So ergab sich eine spannende Ausstellung im Stadtmuseum von Arnheim. Von einigen Entwürfen hat Arco danach die Produktion aufgenommen.
Im Vorfeld dieses Projekts wurden die Teilnehmer eingeladen, das Unternehmen kennenzulernen. Bertjan, der noch nie von Arco gehört hatte, sah dort ein Detail eines Stuhls, das ihn inspirierte. „Ich bin kein Designer, dem es in erster Linie um Form oder Ästhetik geht. Die kommen später. Ich habe auch keinen erkennbaren Formstil. Mir geht es hauptsächlich um das Material und die Technik und wie man damit am besten ein Produkt herstellen kann. Ich experimentiere eigentlich immer. Für mich ist die Grundlage neuer Entwürfe meist die Analyse der Materialeigenschaften sowie der technischen Möglichkeiten.“
Bertjan wurde also von einer kleinen Holzstrebe auf einem Metallrahmen inspiriert. „Es stellte sich heraus, dass die Strebe nicht aus Holz, sondern aus Metall, und furniert war. Diese Tatsache und, dass die Unterseite einer Tischplatte von Arco eigentlich immer mit verschiedenen Metallteilen ausgestattet ist, um genügend Steifigkeit zu gewährleisten, brachte mich zum Nachdenken. Was erreiche ich, wenn ich mit Metall anfange und das später mit Holz beklebe?“ Der Slim Table wurde geboren, wenigstens die erste Idee dazu.
Als Arco die Produktion von Pots Entwurf aufnehmen wollte, ergaben sich aber einige technische Probleme. „Es stellte sich als deutlich schwieriger heraus, als angenommen. Letztendlich ist es aber gelungen, einen Aluminiumtisch mit Holz zu furnieren.“ Die Kombination dieser beiden Materialien ermöglichte das Unmögliche: einen superschlanken „Holztisch“ mit sehr dünner Platte, der in großen Abmessungen lieferbar war. Aus Massivholz wäre das nicht möglich. Eine derartige Konstruktion würde sofort zusammenbrechen. Der Slim Table hat sich inzwischen zu einem Bestseller in der Arco-Kollektion entwickelt; er hat auch bereits mehrere Designpreise gewonnen. Die Slim-Konstruktion inspirierte Pot zu den nächsten Projekten.
Bertjan Pot, der als kleiner Junge gern Erfinder werden wollte, hat seinen Beruf daher nicht wirklich verfehlt. Er weiß hervorragend mit technischen Neuerungen umzugehen und seine Überlegungen zu alternativen Anwendungen bestehender Faktoren führen zu interessanten Ergebnissen. So sieht er sich immer ganz fasziniert „How it's Made“ (das englische Original von ‚So wird’s gemacht‘) auf Discovery Channel, eine seiner Lieblingsfernsehserien an. „Das finde einfach unglaublich interessant. Genau darum geht es mir immer. Herauszufinden, ob etwas auch anders möglich ist und noch schöner, noch ausgeklügelter sein kann. Als Designer erlebe ich die Niederlande als ein fantastisches Land. Italienische Unternehmen beispielsweise sehen einen Designer häufig als eine Art Bildhauer. Daher halten sie sich ganz präzise an die technischen Zeichnungen. In niederländischen Produktionsbetrieben bedeutet Formgebung auch ein bisschen Erfinden, wobei in der Fabrik durchaus das Versuchs-und-Irrtums-Verfahren angewandt wird. Das mag ich lieber.“